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Inklusion im Gastgewerbe: Gemeinsam verschieden

Inklusion im Gastgewerbe: Gemeinsam verschieden

 

Gleichberechtigt mitarbeiten und selbstbestimmt leben: Inklusion ist ein grundlegendes Thema in der gesamten Arbeitswelt. Rund zehn Millionen Menschen mit Behinderung leben in Deutschland, etwas mehr als 63.300 davon in Frankfurt – die Erwerbstätigenquote von Menschen mit Beeinträchtigungen liegt jedoch um gut 20 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der Bevölkerung. Dabei hat die Einbindung von Personen mit Handicap oder aus schwierigen Lebensverhältnissen als wertvolle Arbeitskräfte angesichts des Personalmangels nun noch mehr an Bedeutung gewonnen – auch im Gastgewerbe. Wie Inklusion das Team und die Branche bereichern kann und welche Chancen sowie Herausforderungen sich daraus ergeben? Wir haben mit Menschen aus der Frankfurter Branche gesprochen.

In der Gastronomie und Hotellerie wird Inklusion im Sinne der Barrierefreiheit häufig vom Gast aus gedacht. Sie von Seiten des Teams umzusetzen, kann ein niedrigschwelliger Ansatz sein, Menschen mit Beeinträchtigungen in Arbeitswelt und Gesellschaft zu integrieren. Neben der Fähigkeit, Barrieren im Alltag auch für Gäste mit Handicap konkret aufzudecken, hat ein inklusives Team im Gastgewerbe noch viele weitere Vorteile – davon sind Menschen in der Frankfurter Branche überzeugt. 

Foto: © kombinat gGmbH

Platz für unterschiedliches Potenzial

Die kombinat gGmbH (Kombinierte Beschäftigungsinitiative für neue Arbeit gGmbH) ist ein gemeinnütziges Inklusionsunternehmen aus Frankfurt und eine Institution der Frankfurter Branche in diesem Bereich. Sie verfolgt bereits im Ansatz ein inklusives Konzept und bietet Dienstleistungen unter anderem in der Gastronomie, Gebäudereinigung und Hauswartung an. Das Café im LiLu-Ponton, die Villa Leonhardi im Palmengarten und das Tagungshotel Hoffmanns Höfe in Niederrad gehören beispielsweise zum Konzept. Für Betriebsleitung Katrin Wötzel hat die Einbindung von Menschen mit Handicap einen ganz klaren Mehrwert: „Jeder unserer Mitarbeitenden besitzt Fähigkeiten, die sie/er in der Arbeit und im Team gut einbringen kann. Die Beeinträchtigung spielt dabei nur eine geringe Rolle.“

Das Miteinander ist der grundlegende Faktor.
— Katrin Wötzel, Betriebsleitung kombinat gGmbH

Foto: © kombinat gGmbH

Als herausfordernd empfindet Wötzel die etwas andere Herangehensweise an die Arbeit. „Wir schauen nach den Fähigkeiten der Mitarbeitenden und versuchen, diese den Tätigkeiten anzupassen. Natürlich ist dies nicht immer hundertprozentig umsetzbar, auch im Hinblick auf den wirtschaftlichen Gedanken, aber wir sind gewillt.“ Frankfurt sieht sie im Bezug auf Inklusion gut aufgestellt: Hier seien mehrere Inklusionsunternehmen und Werkstätten für behinderte Menschen vertreten.

Foto: © kombinat gGmbH

Die Arbeit am Gast und im öffentlichen Raum, die SICHTBARE Inklusion von unterschiedlichen Menschen, ist das Besondere im Gastgewerbe.
— Katrin Wötzel, Betriebsleitung kombinat gGmbH

Foto: © Isabella Glutenfreie Pâtisserie

Unterschiede machen stark 

Seit diesem Jahr ist Isabella Glutenfreie Pâtisserie aus Düsseldorf mit einem Laden auch in der Neuen Kräme in Frankfurt vertreten. Die Bäckerei und Konditorei mit anschließendem Café betreibt das Team gemeinsam mit den Werkstätten der Hainbachtal Inklusions gGmbH aus Offenbach. Den Geschäftsführer:innen des Familienunternehmens, Gründerin Isabella Krätz und Sohn Dominic, ist es ein Anliegen, Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Einschränkung einen Arbeitsplatz zu bieten. „Das Inklusionskonzept hat einen enormen Mehrwert auf unsere Unternehmenskultur bei Isabella Glutenfreie Pâtisserie.“

Wir glauben, dass andere Arbeitgeber:innen mehr Vorbilder brauchen, um selbst auch Inklusion fördern zu können.
— Isabella Krätz, Gründerin Isabella Glutenfreie Pâtisserie

Foto: © Isabella Glutenfreie Pâtisserie

Bei Isabella Glutenfreie Pâtisserie profitiere man von der Vielfalt und den Fähigkeiten, die jede:r Mitarbeiter:in mitbringt, ob mit oder ohne Behinderung. „Denn je unterschiedlicher die Menschen, umso vielfältiger sind die Stärken, Blickwinkel und Denkansätze“, so Krätz.

Foto: © Isabella Glutenfreie Pâtisserie

Veränderung bedeutet Wachstum

Die Hemmschwelle und Missinformationen in vielen Unternehmen sieht Andre Valdes, Spezialist und Speaker für barrierefreies Arbeiten, als ein zentrales Problem. Er berät Unternehmen zum Thema Inklusion, möchte aufklären und Berührungspunkte schaffen. Die Business und humanen Benefits sind für ihn klar: „Durch Inklusion haben Arbeitgeber:innen und Teams Zugang zu einem größeren Talentpool mit jeweils einzigartigen Erfahrungen, die oftmals dazu führen, dass Prozesse und Kommunikation im Unternehmen verbessert werden. Das Team lernt sich gegenseitig und autonom zum Erfolg zu helfen, wodurch ein tieferes Teamgefühl gebildet wird.“ 

Foto: © Andre Valdes

Veränderung ist Teil von Wachstum. Sobald der Prozess für die neuen Umstände einmal definiert ist, dann ist das Einstellen leicht.
— Andre Valdes, Spezialist und Speaker für Inklusion

Die Liste der Bedenken der Unternehmen sei jedoch lang. Die Arbeit mit behinderten Menschen wird beispielsweise als Zeitverschwendung, ineffektiv und sehr viel Aufwand verstanden. „Die Belastbarkeit einer Person ist von der Behinderung und Lebenserfahrung abhängig. Menschen mit Behinderung arbeiten nicht zwangsläufig ineffektiver. Denn es kommt auf die Behinderung und die Stärken einer Person an und wie diese eingesetzt werden“, sagt Valdes. Menschen mit Behinderung müssten ihren ganzen Tag im Überblick haben und genau wissen, wie sie ihre Energie wann nutzen. Das mache sie zu organisatorischen Meister:innen.

Die Loyalität gegenüber Arbeitgeber:innen ist bei Menschen mit Behinderung nachweislich größer.
— Andre Valdes, Spezialist und Speaker für Inklusion

In einer Branche, die sich durch das Miteinander auszeichnet und so nah am Menschen ist, wie kaum ein anderer Bereich, ist ein tiefes Verständnis für unsere Mitmenschen grundlegend. Inklusion kann helfen, genau dieses Verständnis zu vertiefen, weiterzuentwickeln und dazu beizutragen, unsere Gesellschaft lebenswerter für alle zu machen. Mehr Infos zu Inklusion in Frankfurt beispielsweise hier.

 
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