Hotelliebe auf den ersten Blick: Im Gespräch mit Rahwa vom LUME Boutique Hotel

Herausforderungen spornen sie an: Rahwa Bumba ist seit gut 30 Jahren in der Hotellerie und kennt die Frankfurter Branche wie kaum eine andere. Dass sie einmal in diesem Bereich arbeiten würde, wusste sie bereits bei ihrem ersten Besuch in einem Hotel. Wir haben sie im wunderbaren Ambiente ihres geschmackvollen LUME Boutique Hotel besucht. Worum es ging? Um ihren bemerkenswerten Weg in die Branche, ihre Doppelrolle als GM und alleinerziehende Mutter, die Kreation von gleich drei in Frankfurt vernetzten Marken und darum, warum Frauen meist doppelt so viel leisten müssen wie Männer.

Zum Start: Wie bist Du in die Branche gekommen und dorthin, wo Du heute bist?

Meine Wurzeln liegen in Eritrea, wo meine Mutter ein Restaurant betrieb. Dort habe ich nach der Schule immer geholfen. Meine Geschwister fanden das doof, aber mir hat Gastronomie immer Spaß gemacht. Als ich das erste Mal in einem Hotel war, war das Liebe auf den ersten Blick. Ich habe mich dann entschieden in die Hotellerie zu gehen, wovon meine Eltern erst einmal nicht so viel hielten. Gestartet bin ich dennoch mit einem Praktikum im Dorint Hotel in Dreieich-Sprendlingen. Hier im LUME Boutique Hotel bin ich nun seit vier Jahren. Ich habe das Haus während Corona im geschlossenen Zustand übernommen. Das war schwierig, aber wir haben das gut gemeistert. Ich würde mich jederzeit wieder für eine Ausbildung in der Hotellerie entscheiden.

Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin, vor allem als Frau in der Hotellerie?

Die Situation ist nach wie vor herausfordernd. Vor zehn oder 20 Jahren war es noch etwas schwieriger als heute, auch wenn derzeit noch immer viel Verbesserungsbedarf besteht. Als Frau musste man im Job schon immer mehr leisten, um voranzukommen. Mir wurde beispielsweise einmal ins Gesicht gesagt, dass es doch klar wäre, dass gewisse Fokushotels nur von Männern geleitet werden könnten. Das hat mich angespornt und ich konnte zeigen, dass ich Leidenschaft, Talent und Führungswillen habe. Zudem war ich immer von großartigen (auch männlichen) Kollegen umgeben, die mich supportet haben. Auch der finanzielle Unterschied im Gehalt ist natürlich nach wie vor ein Thema. Ich habe gelernt, mich nicht unter Wert zu verkaufen und habe auch schon viele Angebote abgelehnt. Die Lösung liegt für mich darin, Aufklärung zu betreiben. Die Führungen in den Hotels müssen jeder sowie jedem in ihrem Team Möglichkeiten und Karrierewege aufzeigen – und dann auch fördern. Das ist eine Frage der Verantwortung.

Als Frau musste man im Job schon immer mehr leisten, um voranzukommen.
— Rahwa Bumba

Du hast einen Sohn. Wie hast Du es geschafft, die Aufgaben als Berufstätige und als Mutter unter einen Hut zu bekommen und was würdest Du jemandem raten, der in einer ähnlichen Situation ist?

Ich habe die doppelte Herausforderung, dass ich Mutter und alleinerziehend bin. Für mich ist eine gute Organisation und ehrliche Kommunikation ausschlaggebend. Man muss sich sehr gut fokussieren, sehr gut planen und seinem Arbeitgeber sehr klar kommunizieren, bis zu welchem Grad man verfügbar ist und dass der Tagesablauf mit Kind oder Familie oft nicht vorhersehbar ist. Ich habe mir das bewusst gemacht und teilweise Stellen abgelehnt, die mir nicht realisierbar erschienen. Es kommt auf die Wahl des richtigen Arbeitsplatzes und die Art des Hotels an. Meine ersten Hotels, die ich geleitet habe als mein Sohn noch klein war, waren Bed & Breakfast Hotels. So konnte ich abends bei ihm sein. Natürlich kann man auch nicht ständig in der Welt unterwegs oder bei jedem Meeting dabei sein, das muss man jedoch von Anfang an klar machen. Ich hatte immer wunderbare Teams, mit denen das sehr gut möglich war. Grundsätzlich finde ich es auch wichtig zu sagen, dass sich in einer Partnerschaft der Vater genauso organisieren muss wie die Mutter. Dies sollte nicht allein Aufgabe der Frauen sein.

Was ist das Besondere am LUME Boutique Hotel?

Wir sind ein Luxus Boutique Hotel. Das ist in Frankfurt einzigartig. Wir zelebrieren in unserem Haus Kontraste, die Mischung aus Tradition und Moderne: Unser Gebäude ist denkmalgeschützt, gleichzeitig setzen wir auf modernes Design und denken progressiv. Auch unser persönlicher Service ist etwas Besonderes – und natürlich unser Team. Jeder Gast kann bei uns so sein, wie er möchte. Darüber hinaus ist uns die Verwurzelung unseres Hauses im Stadtleben sehr gut gelungen. Wir haben es geschafft, drei Marken unabhängig voneinander zu etablieren: das LUME Boutique Hotel, unser Restaurant Le Petit Royal und unsere French Bento Bar. Restaurant und Bar sind Anlaufstelle für Locals und feste Bestandteile der Frankfurter Branche und des Nachtlebens. Wir sind nahbar und auch unsere Outdoor Events sind sehr beliebt.

Mir ist wichtig, ein offenes, respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich meine Mitarbeitenden wohl und gesehen fühlen.
— Rahwa Bumba

Was ist das “Coole“ an Deiner Arbeit als General Managerin?

Als erstes natürlich die Interaktion mit verschiedenen Menschen, Team und Gästen, von Tag zu Tag. Die Arbeit im Team und die verschiedenen Kulturen sowie Geschichten sind für mich sehr spannend. Mir gefällt auch die Kreativität und Lösungsorientierung, die man an den Tag legen muss. Man muss schnell auf Unerwartetes reagieren und es ist erstaunlich, wieviele Feuer man löschen kann. Mir macht es außerdem Freude, den Gästen ein besonderes Erlebnis zu ermöglichen. Dieser Einfluss auf das Gästeerlebnis ist reizvoll. Schließlich ist meine Arbeit auch sehr vielfältig. Von Strategie bis Operative – meine Aufgaben sind sehr abwechslungsreich.

Man muss sich (als Mutter) sehr gut fokussieren, sehr gut planen und seinem Arbeitgeber sehr klar kommunizieren, bis zu welchem Grad man verfügbar ist.
— Rahwa Bumba

Welche drei Dinge sind in Deinem Job unerlässlich und warum?

Eine sehr gute Kommunikationsfähigkeit, um ein positives Umfeld zu schaffen, Missverständnisse zu vermeiden und Konflikte schnell auszuräumen – mit Mitarbeitenden und Gästen. Organisationstalent ist außerdem wichtig: sowohl im Betrieb als auch im Self Management. Auch ist eine ausgeprägte Kundenorientierung unerlässlich, denn an oberster Stelle steht die Zufriedenheit der Gäste. Sie sollen sich wertgeschätzt und willkommen fühlen.

Was ist Dir bei der Mitarbeiterführung wichtig? Was macht für Dich gute Führung aus?

Mir ist wichtig, ein offenes, respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich meine Mitarbeitenden wohl und gesehen fühlen. Außerdem lege ich Wert darauf, die Talente jeder und jedes einzelnen in meinem Team zu erkennen und zu fördern. Dabei ist mir auch eine starke Feedbackkultur wichtig. Ich gebe regelmäßig ehrliches Feedback und bin umgekehrt auch offen und interessiert an Rückmeldungen von meinem Team. Letztendlich bedeutet für mich gute Führung auch, in herausfordernden Situationen ruhig und lösungsorientiert zu agieren.

Deine verrückteste Angewohnheit?

Viele würden sagen, es ist eher meine nervigste Angewohnheit: Ich neige dazu, mich ständig zu wiederholen. Das kann anstrengend sein (lacht).

Was ist Dein Credo?

Mich immer auf mein Bauchgefühl zu verlassen. Mir wurde öfter geraten, mich mehr auf Statistiken und Zahlen zu konzentrieren, aber ich habe gemerkt, dass mich mein Bauchgefühl in all den Jahren nie enttäuscht hat.

Wo siehst Du Dich und Euren Betrieb in Zukunft?

Ich möchte das Haus und unsere Marke kontinuierlich weiterentwickeln und immer entsprechend den Gästebedürfnissen anpassen. Das Ziel ist immer, ein unvergessliches Erlebnis zu kreieren und jeden Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Auch möchte ich, unabhängig von unserem Haus, an der Entwicklung der Hotellerie grundsätzlich mitwirken.

Warum sollte man eine Ausbildung in der Branche beginnen?

Weil sie die beste Branche der Welt ist (lacht)! Man hat in kaum einer anderen Branche diese Karrieremöglichkeiten, sich wortwörtlich vom Tellerwäscher zum CEO hochzuarbeiten. Zudem ist die Hotelbranche natürlich sehr vielseitig und international ausgerichtet. Man kann fast überall auf der Welt in den verschiedensten Bereichen arbeiten und unterschiedliche Kulturen kennenlernen. Zudem sind die Soft Skills, die ich in der Branche erlerne, auch für andere Berufe relevant und nützlich. Ich bin seit 30 Jahren dabei und kann sagen: Eine Ausbildung in der Branche ist eine lohnenswerte Entscheidung, die viele Türen öffnen kann!

Welchen Rat würdest Du Einsteiger:innen in der Branche geben?

Ich würde ihnen raten, sich aus ihrer Komfortzone herauszubegeben. Sei es, ins Ausland zu gehen oder im Umgang offener zu werden. Ich habe Auszubildende erlebt, die bei uns ankamen und sehr in sich gekehrt und schüchtern waren. Nach ein paar Wochen waren sie viel offener und haben sehr gut mit Gästen und Kolleg:innen interagiert. Mein Rat wäre, sich zu öffnen, auf eine ehrliche und gute Kommunikation zu achten, sich zu vernetzen und empathisch zu sein. Empathie ist eine der wichtigsten Eigenschaften in unserem Beruf.

Was gefällt Dir an der Frankfurter Branche? Was macht diesen Standort einzigartig?

Frankfurt ist eine internationale Stadt, die die geballte Erfahrung unserer Branche und vieler anderer Bereiche zusammenbringt. Die Frankfurter Branche ist sehr gut vernetzt und schafft ein inspirierendes Umfeld. Als Messe- und Finanzstadt mit Airport und sehr guter Anbindung sind wir eine Key Destination. Hier in die Branche einzusteigen, bietet eine gute Basis, um sich auch in anderen Städten und Ländern zu beweisen.

Empathie ist eine der wichtigsten Eigenschaften in unserem Beruf.
— Rahwa Bumba

Wie verbringt man einen perfekten Frankfurt-Tag?

Ich lebe im Dornbusch und starte den Tag gerne mit einem Frühstück und Kaffee in meinem Lieblingscafé dort, dem Brot & Freunde. Dann gehe ich gerne mit Familie und Freund:innen im Sinai Park spazieren. Danach vielleicht zur Kleinmarkthalle zum Einkaufen, Essen und einem Gläschen Wein. Ich mag es, einfach nichts zu tun und durch die Stadt zu schlendern. Abends geht es dann in eines meiner Lieblingslokale – die verrate ich aber nicht (lacht)!

Wofür steht Frankfurt für Dich?

Für Heimat natürlich. Für mich ist es die beste Stadt der Welt, ich möchte nirgendwo anders sein. Ich bin vor Kurzem aus Dubai zurückgekommen, das hat mich dort einfach alles erschlagen. Ich fand es wunderbar, wieder in Frankfurt zu sein. Das gefällt mir so viel besser.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Zu Gast in der eigenen Stadt: Die Branche für Locals

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Mut zu wachsen: Expandieren in der Branche