Coole_Branche_Logo_red.png

Hi!

Hier gibt es die besten Momente aus der Gastro- und Hotelszene. Zeig uns auch deine mit #coolebranche!

Menschlichkeit zählt: Im Gespräch mit Melanie vom Hotel am Zoo

Menschlichkeit zählt: Im Gespräch mit Melanie vom Hotel am Zoo

 

Es bleibt in der Familie: In mittlerweile vierter Generation führt Melanie van Zanten das Hotel am Zoo, direkt gegenüber – der Name lässt es vermuten – dem Frankfurter Tiergarten. Mit drei Sternen, gut 80 Zimmern und insgesamt 125 Betten empfangen sie seit 1961 Gäste in bester Innenstadtlage und persönlichem Ambiente. Wir waren zu Besuch und haben mit Melanie über die Vorteile und Herausforderungen eines familiengeführten Betriebs, Menschlichkeit im Team, gute Nerven, ihre Heimat Frankfurt und Outfits bei Regenwetter gesprochen.

Du bist in Eurem Familienunternehmen aufgewachsen. War für Dich klar, dass Du auch in die Branche gehen wirst? Wie war Dein Werdegang?

Ich bin im und mit dem Hotel groß geworden. Schon als Kind war ich immer dort, habe meinen Kakao getrunken und alles hautnah mitbekommen. Als Teenie habe ich mit einem Minijob im Haus angefangen: die Minibars auffüllen. Nach dem Abitur wollte ich eigentlich etwas anderes machen, habe mich dann aber umentschieden und eine Ausbildung zur Hotelkauffrau sowie parallel ein BWL-Studium in Frankfurt absolviert. Nebenbei habe ich immer in der Gastro gejobbt, das hat mir sehr viel Spaß gemacht: der Kontakt mit den Gästen, die Bewegung, die Abwechslung. Als ich etwa 25 Jahre alt war, hatte mein Vater im Hotel einen Personalnotfall – dann bin ich als Festangestellte eingestiegen. Als ich meine Tochter bekommen habe, habe ich in Teilzeit gearbeitet und mich mit meinem Vater abgesprochen. Später war ich dann jeden Tag da, habe mich um alles gekümmert und bin ins Geschäft reingewachsen. Mittlerweile habe ich die Führung unseres Hauses von ihm übernommen. Er schaut nur noch ab und zu, aber immer gerne vorbei. 

Foto: © Hotel am Zoo

Das Hotel am Zoo besteht seit 1961. Was macht Euer Haus so besonders?

Unser Hotel zeichnet sich durch eine Mischung aus Tradition und Moderne aus. Wir legen großen Wert auf persönlichen Service und eine familiäre Atmosphäre. Viele unserer Gäste schätzen die individuelle Betreuung und unser langjähriges, erfahrenes Team. Der Vater meines Großvaters hat das Haus eröffnet. Damit sind wir eines der wenigen Häuser in Frankfurt, das extrem lange keinen Inhaber- oder Betreiberwechsel hatte. Wir pflegen ein sehr persönliches und familiäres Verhältnis mit unseren Mitarbeiter:innen und Gästen. Menschlichkeit liegt uns sehr am Herzen. Wir haben sehr viele Stammgäste, die immer wieder gerne zurückkommen. Erst kürzlich hat ein Gast seinen 86. Geburtstag bei uns gefeiert. Er war zuletzt vor fünf Jahren bei uns – ich habe mich an ihn erinnert. Dieser Service und diese Vertrautheit sind mir sehr wichtig. Ich bin quasi das Gesicht des Hauses und diese Verbindlichkeit wird auch von meinem Team gelebt. Und nicht zuletzt unsere Lage am Zoo in Frankfurt ist natürlich einmalig. Die Umgebung ist sehr ruhig, jedoch direkt in der Innenstadt. Die Gäste sind schnell am Osthafen, auf der Berger Straße oder der Zeil. 

Unser Hotel zeichnet sich durch eine Mischung aus Tradition und Moderne aus. Wir legen großen Wert auf persönlichen Service und eine familiäre Atmosphäre.
— Melanie

Was sind die Vorteile, wenn man ein Familienunternehmen übernimmt und führt?

Die enge Verbindung zur Geschichte und den Werten des Unternehmens ist ein großer Vorteil. Man hat eine besondere Motivation, das Erbe weiterzuführen und das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Zudem gibt es eine große Flexibilität in der Entscheidungsfindung und ein starkes Gemeinschaftsgefühl im Team. Als Familienunternehmen ist man seine eigene Marke, für sich selbst verantwortlich und kann Entscheidungen relativ autark treffen. Wir haben außerdem eine große Nähe und einen starken Teamzusammenhalt, was sich auch darin bemerkbar macht, dass wir sehr wenig Fluktuation im Team haben.

Foto: © Hotel am Zoo

Man hat eine besondere Motivation, das Erbe weiterzuführen und das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.
— Melanie

Welchen Herausforderungen stehen kleine, familiengeführte Betriebe heutzutage gegenüber?

Wir müssen uns gegen die großen Ketten behaupten, steigende Betriebskosten bewältigen und talentierte Fachkräfte finden und halten. Die Digitalisierung und der Wandel im Reiseverhalten der Gäste sind weitere Herausforderungen. Es ist das klassische Selbstständigkeits-Prinzip: Man arbeitet selbst und ständig. Wenn ich im Urlaub bin und es hart auf hart kommt, muss ich da sein. Ich bin jederzeit erreichbar. Bis zur Pandemie hatten wir auch einen Restaurantbetrieb im Haus und ich war quasi überall, wo es gebrannt hat: zum Aushelfen in der Küche, im Service, an der Rezeption und im Büro. Wir hatten auch während Corona durchgehend offen, bieten heute aber nur noch Frühstück an. Mit unserem aktuellen Team klappt das gut. Wir machen bis hin zur Wäscherei alles selbst und haben nichts outgesourct. 

Mit der Selbstständigkeit kommt zudem auch eine große Verantwortung für Betrieb und Mitarbeitende. Auch ist es in einem Familienunternehmen mit mehreren Generationen teils eine Herausforderung, Veränderungen gegen die Eltern durchzusetzen und das private Familien- vom beruflichen Verhältnis zu trennen. Mein Vater hatte immer den Spruch: „Geschäft ist Geschäft und Schnaps ist Schnaps.“ Das finde ich sehr treffend.

Was ist das “Coole“ an Deiner Arbeit als General Managerin?

Die Vielfalt der Aufgaben und die Möglichkeit, kreativ zu sein und eigene Ideen umzusetzen, machen meinen Job besonders spannend. Kein Tag ist wie der andere, und es ist immer wieder eine Freude, Gäste glücklich zu machen. Man arbeitet mit Menschen, da wird es nie langweilig und auch die Spontanität und Flexibilität, die man braucht, liegen mir sehr.

Als Familienunternehmen ist man seine eigene Marke, für sich selbst verantwortlich und kann Entscheidungen relativ autark treffen.
— Melanie

Welche drei Dinge sind in Deinem Job unerlässlich und warum?

Kommunikation, Organisation und Flexibilität. Gute Kommunikation ist entscheidend für ein harmonisches Team und zufriedene Gäste. Organisation hilft dabei, den Überblick zu behalten und effizient zu arbeiten. Flexibilität ist wichtig, um auf unerwartete Situationen reagieren zu können. Man muss ein Allround-Talent sein und vor allem gute Nerven haben. Außerdem eine schnelle Reaktions-, Anpassungs- und Handlungsfähigkeit und immer den Überblick über viele verschiedene Zusammenhänge.

Was ist Dir bei der Mitarbeiterführung wichtig? Was macht für Dich gute Führung aus?

Respekt und Wertschätzung sind für mich das A und O. Eine gute Führungskraft sollte zuhören können, fair sein und das Team motivieren. Es ist wichtig, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich jeder wohlfühlt und sein Bestes geben kann. Mir ist eine gute Umgangsweise wichtig und dass man sich aufeinander verlassen kann. Wir halten im Team zusammen. Dazu gehört auch, dass ich meine Mitarbeitenden frage, wie es ihnen heute geht, wie ihr Tag läuft und ob sie Hilfe brauchen. Das liegt mir sehr am Herzen.

Mit der Selbstständigkeit kommt zudem auch eine große Verantwortung für Betrieb und Mitarbeitende.
— Melanie

Deine verrückteste Angewohnheit?

Wenn es regnet, habe ich keine Lust mich zu stylen und komme im Sportdress auf die Arbeit – außer natürlich, ich habe einen Kundentermin. Außerdem sind meine Hände meistens vollgepackt mit Sachen, die ich auf dem Weg durchs Haus einsammle. Telefon, Post, Schlüssel – wenn dann mein Hund an der Leine zieht, fällt meistens etwas runter. Ansonsten trinke ich gerne Red Bull zuckerfrei, bin meistens fünf Minuten zu spät und mein Telefon klingelt so gut wie immer. (Anmerkung der Redaktion: Stimmt alles! :)). 

Was ist Dein Credo?

Nie verzagen, Melanie fragen. Ruhe bewahren und nie aufgeben. Es gibt für alles eine Lösung und am Ende wird vielleicht nicht alles gut, aber es wird klappen.

Es ist wichtig, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich jeder wohlfühlt und sein Bestes geben kann.
— Melanie

Foto: © Hotel am Zoo

Wo siehst Du Dich und Euren Betrieb in Zukunft?

Mich selbst in einem dreimonatigen Urlaub (lacht)! Ich sehe uns als ein modernes, nachhaltig geführtes Hotel, das weiterhin seine Traditionen pflegt. Wir wollen unsere Position auf dem Markt stärken und neue Gästegruppen ansprechen. Ich sehe uns auch als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und exzellentem Service in der Region. Wir möchten weiterhin wachsen und gleichzeitig unsere familiären Werte bewahren. Die letzten Jahre mit ihren Krisen waren sehr herausfordernd für alle und auch für uns. Die letzte Zeit ist nur so an mir vorbeigeflogen – es ist erstaunlich, wie schnell alles geht. Ich möchte, dass das Haus weiter besteht und etwas stabilere Zeiten auf uns zukommen. Etwas mehr Routine und mehr Alltag – ich denke, wir sind da aktuell auf einem guten Weg.

Ich sehe uns als ein modernes, nachhaltig geführtes Hotel, das weiterhin seine Traditionen pflegt.
— Melanie

Foto: © Hotel am Zoo

Warum sollte man eine Ausbildung in der Branche beginnen?

Die Hotellerie bietet eine abwechslungsreiche und internationale Karriere mit vielen Möglichkeiten, Menschen und Kulturen kennenzulernen. Es ist ein Bereich, in dem man kreativ und flexibel arbeiten kann. Man lernt sehr viel für das Leben und für zuhause. Die Ausbildung ist vielseitig und man erfährt Hintergrundwissen, das einem in anderen Bereichen auch weiterhilft, beispielsweise zu Hygiene oder den verschiedenen Teilen eines Tiers. Und nicht nur die Ausbildung selbst, sondern auch die Arbeit danach ist sehr abwechslungsreich und man kann in ganz verschiedene Felder gehen.

Ich bin quasi das Gesicht des Hauses und diese Verbindlichkeit wird auch von meinem Team gelebt.
— Melanie

Welchen Rat würdest Du Einsteiger:innen in der Branche geben?

Sei neugierig, offen und bereit, hart zu arbeiten. Nutze jede Gelegenheit zum Lernen und vernetze Dich gut. Geduld und Leidenschaft sind der Schlüssel zum Erfolg. Man muss auf Menschen zugehen und serviceorientiert denken. Die Branche ist sicherlich nicht für jeden etwas und das ist auch okay.

Was gefällt Dir an der Frankfurter Branche und wofür steht Frankfurt für Dich?

Frankfurt ist eine internationale Stadt mit einem reichen kulturellen Angebot und einer dynamischen Wirtschaft. Die Vielfalt der Gäste und die Mischung aus Tradition und Moderne machen den Standort besonders spannend. Ich bin geborene Frankfurterin – daher steht die Stadt für mich vor allem für Heimat und ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Was mir gefällt, ist, dass man sich kennt und bei bestimmten Anlässen, Veranstaltungen und Events immer die gleichen Leute trifft. Großevents wie die Europameisterschaft bringen natürlich viele spannende Geschichten und kuriose Vorfälle mit sich – man erlebt einiges. Wir sagen manchmal, wir sind nicht gegenüber dem Zoo, sondern im Zoo (lacht). Ansonsten gibt es in Frankfurt viele verschiedene Communities und ich finde es schön, dass man sich untereinander kennt.

Ich bin geborene Frankfurterin – daher steht die Stadt für mich vor allem für Heimat und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
— Melanie

Wie verbringt man einen perfekten Frankfurt-Tag?

Ein perfekter Tag beginnt mit einem guten Frühstück und leckerem Kaffee. Danach könnte man das Museumsufer erkunden und den Abend in einem der vielen gemütlichen Restaurants oder Apfelweinkneipen ausklingen lassen. Einen Aperol mit Freund:innen trinken geht aber immer und überall!

Vielen Dank für das Gespräch!

 
Eingecheckt in die Zukunft: Freisprechungsfeier der FHA

Eingecheckt in die Zukunft: Freisprechungsfeier der FHA

Direkt in die Branche: DEHOGA Frankfurt KICKSTART

Direkt in die Branche: DEHOGA Frankfurt KICKSTART