Zwischen Kulinarik & Keramik: Im Gespräch mit Tamara von a pinch of salt
Mit ihrem Projekt „a pinch of salt“ widmet sich Tamara Pešić ganz dem bewussten Umgang, der Zubereitung, Aufbewahrung und Haltbarmachung von Lebensmitteln. In ihrem Atelier in Offenbach gestaltet sie Keramikgeschirr und -produkte für eine ressourcenbewusste Lagerung oder Fermentierung. Für Events und in Workshops kreiert sie außerdem marktfrische, nachhaltige Gerichte und innovative Food Installationen. Was sie besonders liebt? Menschen an einem großen Tisch zusammenzubringen und die Liebe zum Essen zu teilen. Wir haben mit ihr über das Projekt, ihren Antrieb und die Branche gesprochen.
Titelfoto: © Ulrike Meutzner
Fotos: @frechegoere1
„a pinch of salt“ ist ein etwas anderes Catering-Konzept – erkläre uns doch einmal kurz, was Du machst.
Ich bin eigentlich (Produkt–)Designerin und habe außerdem noch ein Keramik–Studio in Offenbach, in dem ich Gebrauchsgegenstände für die Küche produziere, aber auch Kurse und Workshops anbiete. Im Studium hatte ich bereits ein Augenmerk auf das Zusammenkommen beim Essen gelegt. Ich habe damals beispielsweise einen Esstisch entworfen und angefangen, an meinen Gärtöpfen zum Einlegen von Lebensmitteln zu arbeiten.
Was ist das Besondere am Konzept und wie bist Du darauf gekommen?
Ich liebe es, zu kochen, und habe mir immer schon gerne Zeit genommen, um für Freund:innen und Familie etwas zuzubereiten und aufzutischen – so hat das Ganze letztendlich auch angefangen. Ich habe dann später angefangen, für Gruppen bei „she she retreats“ auf Mallorca und im Allgäu zu kochen und seitdem unter anderem für Reform Copenhagen das Opening in Frankfurt mit einer essbaren Food Installation bespielt. Für mich kommt der Geschmack des Essens immer an erster Stelle, aber es macht mir unglaublich Spaß, das Ganze auch schön in Szene zu setzen.
Was ist das „Coole“ am Catering?
Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als gutes Essen mit Menschen, die ich schätze, zu teilen: das Zusammenkommen, Teilen, Genießen und die Erfüllung und Begeisterung, mit der die meisten dann nach Hause gehen.
Wo findest Du Inspirationen für Deine Arbeit?
Meist auf dem Markt oder auch ganz intuitiv beim Kochen. Anders als beim Backen, koche ich nur sehr selten streng nach Rezept. Meine Mutter hat mich als Kind oft auf den Offenbacher Wochenmarkt mitgenommen und auf Reisen fand ich immer schon Märkte, auf denen Lebensmittel verkauft und gekocht werden, die Gerüche, die Menschen, das Zusammensein mit am spannendsten.
Was ist Dein wichtigstes Werkzeug bei der Arbeit und warum?
Neben einem guten Messer ist die Mandoline eines meiner liebsten Werkzeuge. Damit wird alles hauchfein und es eignet sich so dann auch bestens zum Einlegen.
Fotos: @peteroliverwolff / @frechegoere1
Mit welchen Zutaten arbeitest Du besonders gerne und warum?
Am liebsten mit frischem Gemüse und frischen Kräutern zum Abrunden, je nachdem, was geerntet wird. Aber auch Zitronen und gutes Olivenöl kommen bei mir auf viele Speisen und frisch gemahlenen Kardamom liebe ich sehr in Süßspeisen.
Was treibt Dich in Deiner Arbeit an?
Das ist für mich ein sehr intuitiver und natürlicher Prozess, daher kann ich das schwer in Worte fassen. Aber ich finde es unfassbar schön, eine Idee, die ich im Kopf habe, in eine physische Form zu bringen und real werden zu lassen. Als ich vor acht Jahren zum Beispiel angefangen habe, Gärtöpfe zu entwerfen, hat mich angetrieben, dass es kein passendes Produkt für mich auf dem Markt gab, also habe ich es dann selbst in die Hand genommen.
Was ist Dein Credo?
Frisch und möglichst saisonal einzukaufen und die Bauern (sofern möglich) zu unterstützen, sie haben ohnehin meist die besseren Produkte. Und es sollte auch viel mehr Menschen ein Zugang dazu ermöglicht werden, denn Lebensmittel sind sowieso schon sehr teuer geworden. Gute Lebensmittel brauchen auch nicht viel und vor allem keine Zusätze. Dies ist jedoch eine politische Entscheidung, die nicht angegangen wird. Mir war immer auch wichtig, dass das, was ich konsumiere, einen möglichst kleinen Abdruck verursacht. Die Basis für sowohl die Speisen als auch die Süßspeisen ist bei mir beispielsweise in der Regel vegan und nur Toppings (wie Ricotta) sind Milchprodukte.
Welchen Herausforderungen stehst Du in Deiner täglichen Arbeit gegenüber?
Lebensmittel werden immer teurer und viele Menschen sehen nicht, was hinter dieser Arbeit steckt, wie viele Stunden man eigentlich mit der Planung, dem Einkauf und dem Zubereiten verbringt. Eine weitere Herausforderung ist, dass ich vieles alleine mache, zumindest in der Vergangenheit, und mich damit ziemlich überlastet habe.
Was möchtest Du Deinen Gästen vermitteln (in drei Worten)?
Fürsorge, Wärme und Verzückung.
Wie bist Du in die Branche gekommen? Was sollte man mitbringen?
Viel Eigeninitiative am Anfang und auch Mut, diesen Schritt überhaupt zu machen. Bei mir kamen viele Anfragen tatsächlich auch über Instagram und dann kam ich so langsam von einem Projekt zum nächsten. Es ist wichtig, sich in Geduld zu üben und auch den Glauben und die Zuversicht zu behalten, weiter zu machen, auch wenn es mal nicht so wie geplant läuft und man zwischendurch gegen diverse Hindernisse arbeiten muss.
Warum Offenbach? Was macht diesen Standort einzigartig?
Für mich ist Offenbach ein unfassbar vielfältiger Ort, der auf den ersten Blick hässlich erscheinen kann und bei dem man hinter die Fassaden blicken muss, im wahrsten Sinne des Wortes. In den Hinterhöfen tummeln sich viele Ateliers und auch Orte, wo alles bereits etablierter ist und ein ganz anderer Vibe herrscht. Für mich ist Offenbach entspannt und vor allem unprätentiös, und das mag ich sehr an der Stadt. Die Menschen sind warm und freundlich, aber natürlich hat Offenbach auch ganz unterschiedliche Viertel.
Foto links: © Ulrike Meutzner
Deine drei Tipps für Frankfurt – und Offenbach?
In Frankfurt gibt es so vieles, aber das Mikuni mag ich sehr gerne, das Essen ist super und die Atmosphäre sehr schlicht, dort fühle ich mich irgendwie auch immer in meine Zeit in Japan zurückversetzt. Antipodean für das leckerste Eis und die Drei Kaffeebar ist immer gut für einen kurzen Abstecher, wenn man guten Kaffee braucht (aber das sind auch keine Geheimnisse).
In Offenbach ist der Markt auf dem Wilhelmsplatz einer meiner Lieblingsorte, für mich einer der schönsten und gemütlichsten Wochenmärkte, die ich kenne, und es gibt auch hier und da ein paar Sachen, die man probieren kann, zum Beispiel das unfassbar leckere Bruschetta von Maria. Unweit vom Markt ist außerdem in einem Hinterhof die kleine Käsefabrik L‘Abbate, die es seit über 40 Jahren mit einer tollen Produktpalette gibt (vor allem den gebackenen Ricotta muss man dort probieren). Und dann noch der Hafen2, ein super schöner entschleunigender Ort, direkt am Wasser, mit Open Air Kinos und Konzerten, und auf der Wiese umherlaufenden Schafen und Hühnern.