Trend der Trinkkultur: Low und No Alcohol
Immer öfter ist weniger mehr und gar nichts genau richtig: „Low Alcohol“ und „No Alcohol“ Drinks sind keine Neuheit, erfreuen sich aber nach wie vor immer größerer Beliebtheit. Was mit dem Dry January beginnt, weiten immer mehr Menschen auf das ganze Jahr aus. Alkohol ist längst nicht mehr die Voraussetzung für hochwertigen Trinkgenuss und die Erwartung an einen alkoholfreien Drink liegt inzwischen weit jenseits von Fruchtsaftgemisch und süßem Sirup. Wir haben uns in der Frankfurter Branche zu diesem anhaltenden Trend umgehört und Bartender:innen nach ihren Erfahrungen gefragt. Cin Cin!
Fotos: @molokofrankfurt / @hunkydory.bar
Weniger ist mehr
Berater und Trendscout Pierre Nierhaus beobachtet die Tendenz zu „Low Alcohol“ ganz klar als Trend der Gastronomie 2023/24. Ein bewussterer Lebensstil machen alkoholreduzierte und -freie Alternativen attraktiver. Und nicht nur der Kater ist unerwünscht, auch auf Sodbrennen können immer mehr Menschen verzichten. Weniger Alkohol und weniger Zucker, sowohl bei Cocktails als auch bei Schorlen, sind das Credo. Dass alkoholfreie Drinks als Teil einer achtsamen Lebensweise momentan im Fokus der Konsument:innen und der Getränke-Industrie stehen, bestätigt auch der Bacardi Cocktail Trends Report 2022.
Tendenz steigend, Alkoholgehalt sinkend
Eine immer größere Auswahl an raffinierten alkoholfreien Alternativen bei Spirituosen und Aperitivi ersparen Abstinenten jetzt den süßen Mocktail und bieten eine kreative Alternative zum alkoholfreien Bier. Produkte wie Martini Vibrante, alkoholfreier Gin von Seedlip oder die Rumalternative Wonderoak von Siegfried versprechen ähnlich hohen Genuss ohne Umdrehungen. NoLo-Getränke umfassen sowohl alkoholfreie Getränke mit bis zu 0,5 Vol. Prozent Alkohol als auch Getränke ohne Alkohol mit garantiert 0,0 Vol. Prozent.
Hochwertige Alternativen schaffen
In Frankfurt hat auch die Hunky Dory Bar mit Drinks wie Low Rider, Refresher und Bardeshian eine Auswahl an alkoholfreien Drinks auf der Karte. Head Bartender Csaba möchte, dass alle seine Gäste Spaß an Cocktails haben. „Bevor sie auf Softdrinks oder Saftschorlen zurückgreifen, liegt es an uns, kreative und geschmackvolle Kreationen für unsere Gäste anzubieten.“ Das sei besser für den Umsatz und schließe diejenigen, die keinen Alkohol trinken möchten, nicht aus. Bianchi, Betreiberin des moloko+, sieht das genauso. „Bars sind in erster Linie Orte des sozialen Beisammenseins und einige Gäste verzichten dabei aus verschiedenen Gründen auf Alkohol. Wir wollen dabei niemanden ausschließen, obwohl unser Fokus auf Cocktails liegt.“ Sie bieten ebenfalls Drinks wie Basil Smash in der alkoholfreien Variante und andere Non Alcs an.
Genauso gut
Auch im alkoholfreien Bereich müsse man dieselbe Liebe und Achtsamkeit in seine Kreationen stecken, meint Csaba. Die Schwierigkeit bei alkoholfreien Cocktails liege meist im Mundgefühl und darin, dass Alkohol in der Lage sei, Aromen besser zu extrahieren. „Gute Workarounds gibt es zu Genüge, ob Aufgüsse von Chili und Ingwer, Milch-Klarifikation, interessante Teesorten oder auch alkoholfreie Produkte der Getränke-Industrie“, erklärt Csaba. „Be Creative!“ Dabei hat auch Bianchi die Erfahrung gemacht, dass sich Produkte, wie Martini Vibrante oder Floreale und Seedlip, den Gästen einfacher als „vollwertige Cocktails” kommunizieren lassen als beispielsweise Limonade. Oftmals habe die Industrie auch bessere technische Möglichkeiten, Produkte zu verarbeiten als die meisten Bars.
Mehr Nachfrage nach weniger
Die Nachfrage nach Low und No Alcohol Drinks sei auf jeden Fall da, kann Bianchi bestätigen. Natürlich ist es nach wie vor eine Herausforderung, alkoholfreie Cocktails für über 10 Euro zu verkaufen. „Aber an diesem Verständnis zu arbeiten, ist unser tägliches Brot“, meint Csaba. Umso größer sei jedoch die Begeisterung, wenn man, anstelle von Süß-Sauer-Saft, auf Kompositionen von interessanten Raucharomen aus Lapsang Tee, Eichenholz Tannine und leichte Schärfe von Ingwer treffe.