Mehrwegangebotspflicht: Stimmen aus Frankfurt
Für ein Ende der Müllberge: Seit Anfang des Jahres gilt die Mehrwegangebotspflicht für Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen und Getränke to go anbieten oder ausliefern. Um den Plastikmüll zu reduzieren und Einwegverpackungen einzusparen, müssen in der Gastronomie nun wiederverwendbare Alternativen zur Verfügung gestellt werden. Welche Schwierigkeiten ergeben sich? Wie stark wird das Angebot nachgefragt? Wir haben uns bei den Frankfurter Gastronom:innen einmal umgehört.
Titelbild: © RECUP/REBOWL
Neues Jahr, neue Regeln
Laut Bundesumweltministerium liegt das Abfallaufkommen im To-go-Bereich in Deutschland bei 770 Tonnen pro Tag – für den Umweltschutz ist die neue Regelung zum Jahresbeginn daher längst überfällig. Doch nicht nur das Bereitstellen von Mehrwegverpackungen ist verpflichtend. Auch müssen mitgebrachte Behälter, Gefäße und Tupperware von Gästen akzeptiert werden. Ausgenommen hiervon sind kleine Imbisse, Spätkauf-Läden oder Kioske, die maximal 5 Mitarbeiter:innen haben und eine Größe von 80 Quadratmetern nicht überschreiten. Wird der Pflicht nicht nachgegangen droht ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro. Eine Vielzahl an Anbieter:innen und eine Umstellung in den internen Prozessen stellen die Branche jedoch teilweise vor Herausforderungen.
Gäste in der Verantwortung
Das Angebot ist das eine. Die Nachfrage das andere. Dass alle, inklusive der Gäste, an einem Strang ziehen müssen, findet auch Samir El Bojaddayni, Inhaber der Picknick Cafés in Bornheim und in der Innenstadt. Seine Läden nutzen das Mehrwegsystem Relevo aus München. „Die Gäste müssen natürlich mitmachen und das Angebot auch nutzen“, sagt Samir. Die Nachfrage sei bisher sehr überschaubar und seit Jahresbeginn trotz der Pflicht unverändert. Neben Werbung helfe vor allem eine Vereinheitlichung der Apps und verschiedenen Anbieter. „Man sollte es den Läden und Kund:innen so einfach wie möglich machen.“
Kommt Zeit, kommt Wiederverwendung
Auch Gaby Fürstenberger, Geschäftsführerin des Bitter & Zart in der Braubachstraße, kann nur eine niedrige Nachfrage verzeichnen. Der Salon arbeitet mit dem Mehrweg-Anbieter Vytal. „Unser Take-away-Betrieb ist sehr überschaubar, die Leute bleiben gerne hier“, so Gaby. Dennoch liege ihnen die Müllvermeidung am Herzen und so unterstütze sie die Entscheidung zur Mehrwegangebotspflicht. Trotz des bisher geringen Interesses sagt sie: „Wir sind vorbereitet.“ In der Nachbarschaft bei Jamy’s Burger am Römer, dessen Team ebenfalls mit Vytal arbeitet, sieht es nicht sehr anders aus. Obwohl Burger als klassisches To-go-Gericht eigentlich auf höhere Nachfrage stoßen sollten, hat Betriebsleiter Bektas Özdemir ein anderes Bild. „Bei uns herrscht noch keine große Nachfrage. Das Angebot ist noch nicht bei der Kundschaft angekommen – das braucht auf jeden Fall noch Zeit.“
Der eigene Weg
Neben der Kooperation mit Mehrweg-Anbietern arbeiten einige Gastronom:innen zudem mit eigenen Lösungen. Die Burgerläden von Hans im Glück haben sich bewusst entschieden, ihre eigenen Serviceverpackungen, angepasst an die Anforderungen und Portionsgrößen ihrer Speisen und Getränke, zu entwerfen und zu produzieren. Diese funktionieren über ein Pfandsystem. Kund:innen können in allen Filialen ihre ausgeliehenen Behälter zurückgeben und erhalten ihr Pfand zurück. Die Nachfrage nach dem Anfang des Jahres eingeführten System sei höher als erwartet, sagt Dominic Altendorf, Betriebsleiter der Filiale in der Braubachstraße. Lediglich der höhere Preis sei für viele erst einmal abschreckend. „Es lohnt sich natürlich vor allem für die Gäste, die öfter zu uns kommen. Das System gibt uns jedoch eine gewisse Unabhängigkeit von herkömmlichen Anbietern, die wir sehr gut finden.“ Auch stehe die Marke für Nachhaltigkeit, womit ein Mehrwegangebot für Take-away natürlich auf der Hand liege.
Fakt ist: Damit das System einen Effekt hat, müssen sich so viele Gäste wie möglich beteiligen und der Prozess für alle möglichst einfach sowie einheitlich gestaltet werden. Und: Es sorgt nur für eine langfristige Reduzierung oder Vermeidung von Müll, wenn die ausgeliehenen Behälter auch zurückkommen – ansonsten bleibt die Wirkung aus und verursacht lediglich höhere Kosten. Die Mission ist also: Ausleihen – und Wiederbringen!