Eine Portion Lächeln: Im Gespräch mit Andreas von MoschMosch

Wenn Empathie und Sorgfalt vorhanden sind, kann man alles andere lernen, sagt Andreas Zimmermann, Personalleiter des systemgastronomischen Konzepts MoschMosch aus Frankfurt, das in mehreren Filialen in Rhein-Main, Rhein-Neckar und NRW präsent ist. Nach dem Vorbild einer japanischen Nudelbar bekommen Gäste hier gesunde, schnelle Gerichte jenseits des herkömmlichen Fast Foods. Wir haben Andreas in der Filiale im Europaviertel getroffen und über seine Arbeit, Meilensteine, regionales und soziales Engagement, Schweifen in die Ferne und die Ticks einer Vergangenheit als Barkeeper gesprochen – das Ganze markentreu mit der richtigen “Portion Lächeln“. 

Wie bist Du in die Branche gekommen und dorthin, wo Du heute bist?

Über den klassischen Studierendenjob! In Mainz habe ich Kulturanthropologie und Soziologie studiert und nebenbei in der Gastro gearbeitet. Meine erste Branchen-Erfahrung war jedoch weniger gut, denn es herrschte eine sehr schlechte Umgangsweise und eine große Angst vor den Chefs. Ich habe dann im Besitos der Enchilada-Gruppe in Mainz angefangen – dieser erste Step in die Systemgastronomie war sehr positiv. Ich wurde dort mit der Zeit stellvertretender Barchef, wir hatten ein tolles Team und waren auch sehr gut befreundet. Nachdem ich dann erstmal meinen Abschluss gemacht hatte, brauchte ich Geld für meine Promotion. Über einen Kumpel bin ich nach mehreren Gastro-Stationen im Mainzer MoschMosch gelandet. Ich habe im Service angefangen und bin dann durch meine Erfahrung aufgestiegen. Den Gründer Matthias Schönberger habe ich angesprochen, ob es nicht eine Stelle in der Zentrale gäbe und habe ein paar Ideen sowie Verbesserungsvorschläge angebracht. Wenige Monate später hat er mir die Stelle der Personalleitung angeboten. Da ich zu dieser Zeit einen anderen Job bei der AStA-Studierendenberatung hatte, war ich noch drei Monate gebunden – das war jedoch kein Problem. Im Juli 2013 habe ich in der MoschMosch-Zentrale in Frankfurt angefangen.

MoschMosch ist ein junger, wachsender Betrieb und eine überregionale Marke. Was ist das Besondere am Unternehmen?

Für mich hat sich das Besondere schon darin gezeigt, dass man drei Monate mit der Stelle auf mich gewartet hat. Man wird hier ernst genommen und als Mensch respektiert. Vertrauen und Zuverlässigkeit werden von der Führung auch vorgelebt. Wir sind ein Unternehmen, in dem man sich einbringen und mitgestalten kann. Unser Claim “Eine Portion Lächeln“ bringt das sehr gut auf den Punkt, denn das gilt nicht nur gegenüber Gästen sondern auch untereinander. Respekt ist unser zentraler Unternehmenswert. Es geht uns um die Menschen und darum, dass sich umeinander gekümmert wird. Man soll sich wohlfühlen. Das macht uns authentisch. Zudem kommen fast alle unsere Führungskräfte aus der Operativen. Wir können uns gut in unser Team hineinversetzen, wissen was geht und was nicht. Wenn Not am Mann oder der Frau ist und wir vor Ort sind, springen wir auch schonmal wieder im Service oder als Spüler:innen ein. Während Corona hat sich unser Spirit ebenfalls bemerkbar gemacht. Wir haben zusammengehalten, unsere Teams in den Filialen haben sich in Eigeninitiative Projekte wie eine liebevolle Schaufenstergestaltung ausgedacht. Das ist MoschMosch.

Wir sind ein Unternehmen, in dem man sich einbringen und mitgestalten kann.
— Andreas Zimmermann

Im Unterschied zur Individualgastronomie ist in der Marken- und Systemgastronomie unter anderem die Einhaltung von Standards besonders wichtig. Was macht die Systemgastronomie so spannend?

Man spricht der Systemgastronomie oft jeglichen Qualitätsanspruch ab und verbindet es mit ungesundem Fast Food. Wir setzen daher auf Fast Casual Food – schnell zubereitetes, aber entspanntes Essen in gemütlicher Atmosphäre. Fakt ist, dass mit der Standardisierung in der Systemgastronomie natürlich durchaus auch ein gewisser Anspruch an Qualität, Geschmack und Service einhergeht. Gleichzeitig gibt sie eine gewisse Orientierung und in der Operativen auch eine Plan- sowie Steuerbarkeit und Übersichtlichkeit. Ich glaube auch, dass diese Standards gerade auf (Quer-)Einsteiger:innen oder junge Menschen orientierungsstiftend wirken. Außerdem ist es einfacher, Onboardings zu machen und auch Geflüchtete oder Menschen mit limitierteren Sprachkenntnissen einzuarbeiten. Als Unternehmen sollte man darauf achten, dass diese Standardisierung jedoch nicht zum Korsett wird. Eine gesunde Mischung aus Sicherheit und Kreativität ist optimal. Wir haben beispielsweise genaue Rezepturen und es sollte natürlich gleich schmecken, egal in welcher Filiale ich mich befinde. Dennoch nehmen wir gerne Rezeptvorschläge vom Team in die Speisekarte oder als Aktionsgericht auf. Das ist kein hermetisch abgeriegelter Prozess.

Du bist Personalleiter. Worauf setzt Du bei der Mitarbeitendengewinnung und -bindung besonders? Was ist wichtig?

Ich finde es wichtig, dass jemand Interesse hat, Offenheit sowie Lernwille zeigt und bereit ist, sich auf die Arbeit einzulassen. Auch Empathie ist wichtig. Der “Cultural Fit“ zwischen Marke und Person muss einfach stimmen. Die “Portion Lächeln“ ist mir auch hier wichtig. Jemandem, der nett ist und Menschen mag, kann man auch guten Service beibringen. Im Recruiting-Gespräch ist mir wichtig, dass ich direkt die Essenz unseres Unternehmens vermittle und zeige, dass wir nicht nur mit Floskeln hantieren. Ich bin auch persönlich für mein Team da, wenn es gewünscht ist. Unsere Führungskräfte und unsere Personalabteilung helfen bei sprachlichen Hürden und kulturellen oder verwaltungstechnischen Problemen. Was für uns spricht, ist, dass wir eine sehr geringe Fluktuation haben und auch ganze Familien bei uns in verschiedenen Bereichen arbeiten. Teilweise sind Mitarbeitende seit über 20 Jahren bei uns. Manche Kolleg:innen haben irgendwann einmal mit einem Schulpraktikum angefangen oder eine Ausbildung bei MoschMosch gemacht und sind uns treu geblieben. Viele neue Teammitglieder kommen zudem über Empfehlungen von Mitarbeitenden zu uns, es sind Nachbar:innen, Freund:innen oder eben Familie. Über diese Weiterempfehlungen freuen wir uns, denn unser Team ist unsere Visitenkarte. 

Eine gesunde Mischung aus Sicherheit und Kreativität ist in der Systemgastronomie optimal.
— Andreas Zimmermann

Wie in vielen Branchen, wird auch in unserer der Mangel an Personal und Fachkräften beklagt. Wie schätzt Du die Situation aktuell ein?

Mir ist die angespannte Situation durchaus bewusst, auch wenn wir es im eigenen Betrieb nicht so stark spüren. Ohne prahlen zu wollen, können wir unsere Stellen aktuell gut besetzen. Das hängt auch damit zusammen, dass wir für führende Positionen viel aus dem eigenen, talentierten Nachwuchs rekrutieren. Das ist allerdings auch nicht vom Himmel gefallen. Wir leben eine motivierende und positive Unternehmenskultur. Durch meine verschiedenen Ehrenämter möchte ich meine Erfahrungen weitergeben und anderen zeigen, wie man diese Herausforderung angehen kann. Wir gehen zudem viel an Schulen und laden Schüler:innen zu Betriebsbesichtigungen ein. Teilweise ergeben sich daraus auch Praktika oder mehr. Wir freuen uns, wenn unsere Arbeit Früchte trägt.

Über diese Weiterempfehlungen freuen wir uns, denn unser Team ist unsere Visitenkarte.
— Andreas Zimmermann

Du bist auch Regionalbotschafter des Netzwerks Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF). Wie kam es dazu und was nimmst Du aus der Arbeit dort mit?

Ich bin seit 2015 bei NUiF. Ich war damals auf der Suche nach Informationen, wie man Geflüchtete gelungen ins Unternehmen integrieren kann und habe sie sehr gut gebündelt bei NUiF gefunden. Ich war dann bei Events sowie Webinaren dabei und habe mich eingebracht. Da wir an unserem Standort in Heilbronn ein erfolgreiches Projekt mit der Agentur für Arbeit zur Eingliederung von Geflüchteten umgesetzt haben, wurde ich dann Regionalbotschafter für Baden-Württemberg. Ich finde die Arbeit und den Austausch mit Unternehmen aus anderen Branchen, wie der Industrie, sehr spannend. Auf dem Fachkräftekongress in Berlin durfte ich als Panel Speaker zur Integration von Azubis aus Drittstaaten sprechen. Der Austausch mit der Politik ist interessant. Am Ende geht es darum, sich zu helfen und Learnings auszutauschen. Das macht mir Freude.

Ihr beginnt bald auch mit Recruiting im Ausland – Du warst kürzlich in Indien. Wie läuft der Recruiting-Prozess hier ab und was sind Eure Beweggründe?

Wir arbeiten mit Partnern vor Ort zusammen, die uns Fachkräfte vermitteln möchten. Wir sind selbst nach Indien gereist, um Transparenz in den Recruiting-Prozess zu bringen, uns von der Seriosität unserer Partner zu überzeugen und ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Art von Bewerber:innen auf uns zukommen. Im engen Austausch mit Vertreter:innen der dortigen Politik konnten wir Bedarfe deutlich machen, sowohl was Auszubildende als auch Fachkräfte angeht. Sie haben sich sehr offen gezeigt und auch Maßnahmen entsprechend angepasst. Für uns ist die Sprache wichtig, also möchten sie nun Deutsch als Pflichtsprache in den entsprechenden Schulen einführen. Politiker:innen wie Hochschulen waren zudem an der Umsetzung standardisierter Prüfungen und Ausbildungen interessiert. Wir bleiben nun in Kontakt und werden versuchen, auch den kulturellen Bruch, den viele Menschen bei einer Migration erfahren, zu mindern. Als Beispiel: In Indien ist das koloniale Erbe noch sehr stark spürbar und Servicekräfte bleiben – ähnlich wie Bedienstete – teilweise auf Abruf am Restauranttisch stehen. Das ist natürlich ineffizient und hierzulande nicht üblich – über solche Unterschiede klären wir auf. Da ich von Hause aus Kulturanthropologe bin, finde ich so etwas unglaublich wichtig.

Du bist ebenso Mitglied im Prüfungsausschuss “Fachmann/-frau für Systemgastronomie“ (FaSy) der IHK in Rheinhessen. Warum sollte man eine Ausbildung in der Branche oder speziell in der Systemgastronomie beginnen?

Als ausgebildeter FaSy ist man sehr gut befähigt, ein Restaurant zu leiten. Dadurch, dass ich in ein wortwörtlich bestehendes System komme, muss ich kein Konzept von Grund auf “erfinden“ und kann dadurch schneller in Führungsverantwortung gelangen. Wenn man daran interessiert ist, ist diese Ausbildung eine sehr gute Möglichkeit. Das ist das Besondere. Das Motto der Ausbildung “#könnenlernen“ trifft da sehr gut den Nagel auf den Kopf. Warum man generell in die Branche gehen sollte? Als Neuling erlebt man schnell Erfolgserlebnisse – beispielsweise nach einem Tag, der gut verlaufen ist. Die Branche ist außerdem für die Persönlichkeitsentwicklung und Stressresistenz unglaublich förderlich. Man lernt, im Team zu arbeiten und gemeinsam zu funktionieren.

Welchen Rat würdest Du Einsteiger:innen in der Branche geben?

Seid offen und bringt ein gesundes Maß an Liebe zu Menschen mit. Das ist eine gute Basis, alles andere kann man lernen – vor allem auch voneinander. 

Welche drei Dinge sind in Deinem Job unerlässlich und warum?

Empathie – man muss in der Lage sein, sich in andere hineinzuversetzen. Ein Talent für Multitasking – oftmals muss man vieles gleichzeitig jonglieren. Gewissenhaftigkeit – als Personalleiter sind Menschen von meiner Arbeit abhängig. Das bringt eine gewisse Verantwortung mit sich. Ich gebe Menschen durch die Aussicht auf Arbeit Hoffnung und biete unseren Angestellten die Möglichkeit der sozialen Teilhabe.

Deine verrückteste Angewohnheit?

Manchmal macht sich meine Vergangenheit als Barkeeper bemerkbar! An der Bar ist es wichtig, dass die Flaschen und Utensilien immer gleich angeordnet sind und immer genau dahin zurückgestellt werden, wo man sie hergenommen hat, damit man sie "blind" greifen kann. Darauf lege ich Wert und habe vielleicht einen kleinen Ordnungsfimmel. Auch die Dinge auf meinem Schreibtisch stehen immer gleich. Mein Team macht sich sogar manchmal einen Spaß daraus, Dinge zu vertauschen. Das merke ich sofort (lacht). 

Was ist Dein Credo?

Ich habe kein persönliches Credo, finde aber unseren Claim “Eine Portion Lächeln“ ein schönes Motto für alles, was man tut.

Was treibt Dich an?

Mich treibt die Vielfältigkeit meiner Arbeit an. Die Mischung aus anwendbarem Wissen und Unvorhergesehenem, aus Spannung und Routine. Die Abwechslung mag ich.

Als Personalleiter sind Menschen von meiner Arbeit abhängig. Das bringt eine gewisse Verantwortung mit sich.
— Andreas Zimmermann

Vier der elf Filialen von MoschMosch befinden sich in Frankfurt. Was macht den Standort und die Branche hier besonders?

MoschMosch hat sich aus Frankfurt heraus entwickelt und ist dann historisch gewachsen. Gesucht war ein gesundes, gutes und doch schnelles Mittagessen unter anderem für Bänker:innen und Business People. Durch seine große asiatische Community ist für uns Frankfurt gerade im Recruiting ein prädestinierter Standort. Viele neue Mitarbeitende bringen durch ihre asiatische Herkunft schon Kenntnisse mit, die sie bei uns einsetzen können, wie zum Beispiel die Zubereitung mit dem Wok. Zudem sind sie bereits mit vielen der eher exotischen Zutaten vertraut und wissen, wie sie verarbeitet werden. Das ist ein sehr guter Ansatz in Frankfurt. 

Was sind Deine Ziele für die Zukunft und Meilensteine für MoschMosch? Wo möchtet Ihr langfristig hin?

Wir eröffnen am 10. April unweit von Frankfurt unsere 12. Filiale im Sulzbacher Main-Taunus-Zentrum. Sie befindet sich im dortigen Foodgarden und ist nachhaltig konzipiert und gebaut. Darauf sind wir sehr gespannt! Persönlich fühle ich mich mit MoschMosch als Arbeitgeber sehr wohl, denn ich habe die Möglichkeit, mich immer weiterzuentwickeln, was ich auch vorhabe. Das möchte ich mit meinen Ehrenämtern auch anderen ermöglichen – zum Beispiel im Berufsbildungsausschuss des DEHOGA Hessen. Generell wird es nie langweilig (lacht)!

Vielen Dank für das Gespräch!

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